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Trinkhalle

DAMALS:

Das Büdchen, der Kiosk oder die Trinkhalle – Begriffe, die für viel mehr stehen, als den kleinen Laden um die Ecke. Das Büdchen ist Kindheitserinnerung, der Retter in der Not, das nette Gespräch zwischendurch, der kurze Stopp auf dem Weg zur Maloche und für manchen ist die Bude ein Stück Heimat. Die ersten Trinkhallen gab es in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Ihr damaliger Zweck ist heute allerdings in Vergessenheit geraten: Sie wurden von Mineralwasseranbietern in Industriestädten errichtet, um die Volksgesundheit zu heben (Leitungswasser war damals ungenießbar!). Alkoholismus unter den Arbeitern der großen Zechen und Fabriken war der bürgerlichen Gesellschaft ein Dorn im Auge und galt als Bedrohung für Ordnung und Moral. Dabei war es damals durchaus üblich, den Durst während der Arbeit mit Bier und Branntwein zu löschen. Manch ein Arbeitgeber zahlte gar einen Teil des Lohnes in Alkohol aus. So wundert es nicht, dass die Städte und Gemeinden günstige Flächen für den Bau von Trinkhallen zur Verfügung stellten. Ende des 19. Jahrhunderts waren die Trinkhallen bereits überall: in den Wohnvierteln, an Bahnhöfen, an den Toren der Zechen. Neben Tee, Kaffee und Wasser gab es bald auch kleine Mahlzeiten, wie Heringe, Essiggurken oder Soleier.

HEUTE:
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, mit wachsendem Wohlstand änderte sich auch das Warenangebot der Kioske: Neben einer großen Auswahl an Zeitschriften machten nun Zigaretten und Süßigkeiten einen Großteil des Angebots aus. Anfangs gehörten die Buden zumeist Bergmannswitwen, später wurden echte Familienbetriebe daraus. Mitte der 1990er Jahre hat das Budensterben eingesetzt. Seitdem dürfen Supermärkte länger öffnen. Wer spät abends noch schnell eine Flasche Bier oder nen Snack will, braucht die Bude nicht mehr. Auch Tankstellen mit ihrem immer größer werdenden Sortiment sind echte Konkurrenz. Heute gibt es immerhin noch 8.000 Buden im Revier und sie sind nach wie vor lebendiger Ausdruck der Industriekultur, haben einen hohen Stellenwert für die lokale Versorgung sowie eine soziale Funktion in der Nachbarschaft.

WEBSITE:
https://www.tagdertrinkhallen.ruhr

WEITERE ORTE:

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